Eine europaweite Untersuchung im Januar 2023 des Verbraucherschutz-Netzwerks CPC (Consumer Protection Cooperation Network) ergab, dass von 399 untersuchten Webseiten, 148 manipulative Webseitengestaltung enthielten. Das sind knapp über 37 Prozent und damit hochgerechnet mehr als jede dritte Webseite, die von sogenannten „Dark Patterns“ betroffen ist. Im Folgenden fasse ich das Thema „Manipulative Techniken in Online-Shops“ kurz zusammen und bringe anschließend meine eigenen Gedanken dazu ein.
Dark Patterns sind manipulative Techniken, die darauf abzielen, Nutzer zu Entscheidungen zu verleiten, die sie so nicht getroffen hätten. Unternehmen verwenden dabei gewisse Techniken in ihrem Online-Shop, um Nutzer so zu manipulieren, dass sie eine gewünschte Aktion ausführen (z.B. ein Kauf eines Produkts).
Um etwas tiefer in das Thema einzutauchen, sollte man zunächst verstehen, wie wir Menschen Entscheidungen treffen. Unser Gehirn arbeitet nach 2 verschiedenen Systemen: System 1 trifft Entscheidungen automatisch, schnell und mühelos, wohingegen im System 2 tatsächlich überlegt wird und man logisch nachdenkt. Bindet man sich beispielsweise seine Schnürsenkel, geschieht dies im System 1. Parkt man im Gegenzug mit dem Auto in eine enge Parklücke, kommt das System 2 zum Einsatz.
Sobald wir im System 1 eine kurzfristige Entscheidung treffen, die wir im System 2 so nicht getroffen hätten, spricht man von einer sogenannten kognitiven Verzerrung. Genau diese Verzerrungen machen sich die Dark Patterns zu Nutze.
In Online-Shops können sehr viele verschiedene Dark Patterns zum Einsatz kommen. Nun werde ich zwei verschiedene Dark Patterns (Scarcity und Price Comparison Prävention) näher erläutern und ihre praktische Anwendung beleuchten.
Dieses Dark Pattern heißt zu Deutsch Verknappung und ist eigentlich recht simpel. Ein Unternehmen versucht hierbei den Kunden zum Kauf zu drängen, indem beispielsweise ein Countdown abläuft, bis wann der Rabatt noch gültig ist. Des Weiteren wird häufig die begrenzte Verfügbarkeit oder die drohende Gefahr des Ausverkaufs betont, indem die übrigen verfügbaren Produkte erwähnt werden. Dadurch entsteht der Eindruck, dass der Nutzer eine einzigartige Gelegenheit verpassen könnte, wenn er nicht sofort handelt.
Beim Dark Pattern „Price Comparison Prevention“ wird dem Nutzer bewusst erschwert, den Preis eines Produkts oder Angebots mit ähnlichen zu vergleichen. Dadurch wird dem Nutzer die Möglichkeit genommen, eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Dark Patterns sind nicht nur ethisch fragwürdig, sondern stellen auch rechtlich eine Grauzone dar. Obwohl bereits einige Dark Patterns wie das Preselection Dark Pattern verboten wurden, existieren immer noch zahlreiche dieser Täuschungsmethoden in Online-Shops.¹ Um diesem Problem entgegenzuwirken, soll das Gesetz über digitale Dienste, das ab dem 17. Februar 2024 in Kraft tritt, Abhilfe schaffen. Dieses Gesetz hat das Ziel, alle Dark Patterns in Online-Shops zu verbieten und somit einen umfassenden Schutz für Verbraucher zu gewährleisten.
Würde ich als Online-Shop-Betreiber ebenfalls auf Dark Patterns zugreifen? Diese Frage möchte ich aufgreifen und erklären, warum ich sie zumindest vereinzelt mit „Ja“ beantworten würde würde.
Ich persönlich denke, dass Dark Patterns dann sinnvoll eingesetzt werden können, wenn sie mir als Shop-Besitzer einerseits einen Mehrwert bringen, aber andererseits dem Kunden keine größeren Nachteile bringen, die zu Misstrauen führen könnten. Ein Beispiel dafür ist die Verknappung. Booking.com ist hierbei ein Vorreiter, da sie bei den Nutzern tatsächlich den Eindruck erwecken, sofort kaufen zu müssen, bevor die Zimmer ausgebucht sind.
Jedoch ist es wichtig, einen verantwortungsvollen Umgang mit solchen Techniken an den Tag zu legen. Transparente Informationen, klare Optionen und eine respektvolle Kundenkommunikation sind dabei essenziell, um das Vertrauen der Kunden nicht zu verlieren. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geschäftsinteressen und dem Wohl des Kunden sollten für mich im Fokus stehen, um langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen.